Aufbruch mit Hindernissen: Digitalisierung wird ausgebremst
Umfragen zum aktuellen Digitalisierungsstand in der Wirtschaft
„Der große Digitalisierungssprung der deutschen Wirtschaft bleibt weiterhin aus“ – so das Fazit der aktuellen DIHK-Umfrage zum Stand der digitalen Transformation in deutschen Wirtschaftsunternehmen*. Trotz umfangreicher Anstrengungen und Wissen um das Potenzial und die Notwendigkeit digitaler Prozesse hätten die Unternehmen die Lücke zu den digitalen Vorreitern nicht nachhaltig schließen können. Die Unternehmen selbst bewerteten ihren Digitalisierungsstand mit 2,9 auf der Schulnotenskala und somit unverändert zum Vorjahr. Der Schub, den die Digitalisierung – wenn auch notgedrungen – zu Beginn der Corona-Pandemie erhalten hat, verliert offenbar bereits an Dynamik. Wo lassen sich die Gründe dafür verorten?
Zu den größten Herausforderungen auf dem Weg der digitalen Transformation gehören den Umfrageergebnissen zufolge unternehmensinterne Faktoren: Die häufigsten Nennungen fielen auf
- die Komplexität bei der Umstellung vorhandener Systeme und Prozesse (39 %),
- fehlende Zeit (36 %) sowie
- hohe Kosten (34 %).
Zeit und Kosten fallen bei kleinen und mittleren Unternehmen zudem stärker ins Gewicht als bei Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden, so die Auswertung der Umfrage. Der IT-Fachkräftemangel und damit einhergehend der Mangel an digitalen Kompetenzen im Unternehmen wird von rund reinem Viertel der befragten Betriebe als erschwerend aufgeführt.
Dass der Ausbau der Digitalisierung aus Personalmangel ins Stocken gerät, belegt auch eine Studie des Marktforschungsunternehmens Lünendonk**. Demnach können ausgeschriebene Stellen zu den gefragtesten Skills in der Softwareentwicklung oder Cloud-Architektur oft monatelang nicht besetzt werden. Die Mehrheit der hierzu Befragten geht davon aus, dass sie künftig deutlich mehr Managed Services, also Leistungen von externen Dienstleistern wie IT-Beratungen, Systemhäusern oder Managed Services Providern (MSP), in Anspruch nehmen werden als heute.
Über interne Hürden hinaus bremsen auch mangelnde Rahmenbedingungen die Anstrengungen der Unternehmen aus: Dazu gehören aus Sicht der Unternehmen laut DIHK-Umfrage die fehlende technische Infrastruktur, etwa ein leistungsfähiges Breitbandnetz, wie auch Rechtsunsicherheiten bei der Nutzung von Daten.
Weiterlesen:
DIHK-Umfrage zum Stand der Digitalisierung
* Methodische Hinweise: Grundlage der Auswertung in der Umfrage sind Antworten von 4.286 Unternehmen (bundesweit, acht verschiedene Wirtschaftszweige). Die Umfrage fand im Zeitraum vom 01.11.–03.12.2021 statt.
** Methodische Hinweise: Lünendonk hat gemeinsam mit der Netzwerkplattform business factors zwei Befragungen unter IT-Verantwortlichen im Jahr 2021 durchgeführt. Die Ergebnisse beider Befragungen wurden zusammengeführt. Die Unternehmen stammen zu 45 Prozent aus dem (gehobenen) Mittelstand aus der DACH-Region.